Nachhaltiger Brückenbauer

    Der Verein Green Building Schweiz unterstützt seine Mitglieder als Fachstelle und neutrale Wissensplattform rund um Ersatzneubauten und Modernisierungen. Dabei fördert er praxisnah das nachhaltige Bauen. Politisch setzt er sich für ein liberales Wirtschaftssystem ein.

    (Bild: zVg) Nachhaltiges Bauen liegt im Trend: Ersatzneubauten, und Modernisierungen lohnen sich ökonomisch, gesellschaftlich und ökologisch.

    Die Schweiz ist ein kleines Land, dessen Einwohnerzahl stetig steigt. Wir beanspruchen immer mehr Platz für Wohnraum und haben gleichzeitig einen veralteten Gebäudepark, den wir nur ungenügend sanieren. Die Sanierungsquote liegt bei unter einem Prozent. Hinzu kommt, dass der Gebäudepark für rund 40 Prozent des Energieverbrauchs und einen Grossteil der CO2-Emissionen verantwortlich ist. Der Ausweg aus dieser unbefriedigenden Situation lautet: Nachhaltige Verdichtung. «Wenn wir die zunehmende Zersiedelung der Landschaft stoppen, schonend mit dem Boden umgehen und weiterhin attraktiven Wohnraum anbieten wollen, geht dies nur mittels nachhaltigen verdichteten Bauens», stellt Sibylle Brunner, stellvertretende Geschäftsführerin des Vereins Green Building Schweiz fest. Und hier setzt der Verein Green Building Schweiz an. Er fungiert als Brückenbauer zwischen den verschiedenen Akteuren im Zusammenhang mit dem nachhaltigen und verdichteten Bauen. «Wir vernetzen Politiker, Architekten, Planer, Denkmalpfleger und Bauunternehmer und fördern aktiv den Austausch bzw. die Debatte, um Vorurteile zu beseitigen und den Weg für ein Miteinander zu ebnen», sagt Brunner. «Es geht darum, gemeinsam Lösungen zu finden, die sowohl der Schweizer Baukultur Rechnung tragen, als auch den energetischen Anforderungen und den menschlichen Bedürfnissen gerecht werden.»

    Allerdings tun sich viele Schweizer noch schwer mit der Verdichtungsthematik. «Beim Bau geht es immer noch um die Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse, einerseits der funktionalen aber auch der sozialen, psychologischen und kulturellen: Lebensstil, Nachbarschaft, Wohlbefinden», so Brunner. Dabei stehe immer der Mensch im Zentrum und so überrasche es nicht, dass bei Verdichtungsthemen auch Ängste und Skepsis mitschwingen. «Im Vordergrund steht die Angst, einen Verlust an Lebensqualität hinnehmen zu müssen.» Dennoch öffnen sich Herr und Frau Schweizer allmählich für eine Modernisierung des Schweizer Gebäudeparks.

    Bei der nachhaltigen Baubewirtschaftung müssen die richtigen Anreiz-systeme geschaffen werden.

    Imagegewinn mit nachhaltigem Bauen
    Nachhaltige Bauten bieten für Bauherren, Betreiber und Nutzer viele Vorteile. Zum einen ist die Bauqualität besser und die Planungssicherheit höher. Werden die Konzepte optimiert, können die Betriebskosten (Energie, Reinigung, Instandhaltung) gesenkt werden. «Durch den erhöhten Komfort und die geringeren Nebenkosten für die Gebäudenutzer steigen die Vermarktungschancen der Liegenschaft. Die Eigentümer und Nutzer können daraus einen positiven Imagegewinn verzeichnen», weiss Brunner. Gerade in städtischen Zentren ist das nachhaltige Bauen ein sehr aktuelles Thema. Aber auch in den einzelnen Gemeinden werden Nachhaltigkeitsaspekte im Rahmen der Ortsplanungsrevisionen sehr konkret, bevölkerungsnah und auch marktbezogen diskutiert und in die Planungen integriert.

    Green Building Schweiz nimmt gegenüber den verschiedenen Labels wie Minergie, Standard Nachhaltiges Bauen SNBS, 2000-Watt-Areal, LEED, BREEAM oder DGNB eine neutrale und sachliche Haltung ein. Dazu Brunner: «Die Schaffung von einheitlichen nachhaltigen Regelwerken und Kriterienkatalogen im Zusammenhang mit der Planung, der Erstellung und dem Betrieb von Gebäuden führt zu Klarheit und Gleichberechtigung unter den einzelnen Akteuren. Zudem lösten die Labels einen Lernprozess im Bereich des nachhaltigen Bauens aus.» Mittlerweile sind die Labels in der Schweizer Bauwirtschaft bereits zum Standard geworden. Um einen Überblick über die verschiedenen Nachhaltigkeitslabel auf internationaler, nationaler und regionaler Ebene zu erhalten, hat Green Building Schweiz zusammen mit seinem Mitglied pom+ den Quick Check Labelfinder entwickelt. Die Onlineapplikation verschafft Klarheit im Labeldschungel.

    Wirtschaftsfördernde Anreize
    Verdichtung ist mittlerweile ein Trend, der auch auf dem politischen Parkett allgegenwärtig ist. Allerdings dürften Bund und Kantone dabei nicht in einen Regulierungsrausch abdriften, gibt Brunner zu bedenken. «Die Diskussion muss konkret, bevölkerungsnah und marktbezogen geführt werden. Die Unternehmen brauchen die entsprechenden Rahmenbedingungen, um ihr innovatives Potenzial im Bereich des nachhaltigen Bauens optimal einbringen zu können. Hierbei versuchen wir unsere Mitglieder zu unterstützen.» Der Verein ist durch das Vorstandsmitglied Peter Schilliger, Nationalrat (FDP/LU) und CEO der Herzog Haustechnik AG auf der politischen Ebene bestens vernetzt. «Zusammen mit Nationalrat Schilliger setzen wir uns dafür ein, dass die Energiewende unternehmerische Impulse setzt muss sowie eine liberale Bau- und Wirtschaftsordnung in der Schweiz Bestand hat», betont Brunner.

    Nachhaltiges Bauen bietet viele Vorteile

    Ein wichtiges politisches Thema für Green Building Schweiz ist die Totalrevision des CO2-Gesetzes. «Ganz entscheidend in dieser Diskussion ist, dass die Industrie nicht mit zusätzlichen CO2 Einschränkungen belastet wird. In der Schweiz muss die Produktivität weiter hochgehalten und gelebt werden können. Dazu gehört auch die industrielle Produktivität», konkretisiert Brunner. Ferner ist der Verein im Zusammenhang mit der Revision des Inventars der schützenswerten Ortsbilder von nationaler Bedeutung der Schweiz (ISOS) als Brückenbauer aktiv und fördert den Dialog zwischen den verschiedenen Anspruchsgruppen. Ebenso hat Green Building Schweiz die Totalrevision des Bundesgesetzes über das öffentliche Beschaffungswesen begleitet. «Es erfolgte ein Systemwechsel. Neu ist nicht mehr der Preis hauptsächlich entscheidend, sondern die Qualität der Angebote wird für das Vergabeverfahren ausschlaggebend sein und dabei werden inskünftig Kriterien wie insbesondere die Nachhaltigkeit wesentlich stärker berücksichtigt werden als bis anhin. Das ist aus unserer Sicht genau der richtige Schritt in die richtige Richtung», freut sich Brunner.

    Der Verein vertritt die politische Haltung, dass im gesamten Bereich der nachhaltigen Bau- und Immobilienwirtschaft die richtigen Anreizsysteme geschaffen werden müssen. «Das heisst weg vom Subventionssystem und hin zu wirtschaftsfördernden Anreizen», so Brunner. Gerade bezüglich des nachhaltigen Bauens sei die Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft jedoch weiter gefordert. «Es gilt, sich im Spannungsfeld von bezahlbarem, qualitativ hochstehendem, ästhetisch ansprechendem und den psychologischen sowie kulturellen Anforderungen ans Wohnen innovativ zu bewegen und zu behaupten», sagt Brunner. Um die Herausforderungen meistern zu können braucht es inskünftig unbedingt weiterhin den konstruktiven und auf Augenhöhe stattfindenden Diskurs zwischen allen Akteuren: Politik – Wirtschaft – Bevölkerung. «Nur gemeinsam können wir eine nachhaltige Wohnlandschaft Schweiz planen und schaffen», so Brunner.

    Corinne Remund

    www.greenbuilding.ch


    DAS MACHT GREEN BUILDING SCHWEIZ

    Praxisnah das nachhaltige Bauen fördern

    Der Verein Green Building Schweiz wurde 2010 von folgenden sieben Mitgliedern gegründet: Fachverband der Schweizerischen Kies- und Betonindustrie (FSKB), Verband Schweizerische Ziegelindustrie (VSZ) heute Ziegelindustrie Schweiz, die Sika Schweiz AG, die Raiffeisen Schweiz, die ZZ Wancor AG, das Swiss Real Estate Institute (Swissrei) sowie die Faktor Verlag AG. Green Building Schweiz ist ein Wirtschaftsverband, der praxisnah und partnerschaftlich das nachhaltige Bauen fördert. Mit einer neutralen Fachstelle und marktnahen Informationen ist Green Building die erste Anlaufstelle beim Thema Verdichtung mit Spezialisierung Ersatzneubau und Modernisierung. Als unternehmerischer Impulsgeber im schonenden Umgang mit Ressourcen deckt er für seine Mitglieder Chancen auf und ermöglicht dadurch der Schweizer Bau- und Immobilienwirtschaft innovative und wirtschaftlich interessante Geschäftsmodelle. Der Verein beeinflusst direkt den politischen Diskurs und die gesetzgeberischen Entwicklungen. Daneben initiiert er Projekte für den schonenden Umgang mit Land, Bau, Betrieb & Energie sowie Kapital. Green Building Schweiz kommuniziert über Plattformen und führt exklusive Veranstaltungen durch. Der Verein ist aber auch auf politischer Ebene aktiv und setzt die erforderlichen Akzente für die optimalen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für seine Mitglieder.

    Zu den 28 Mitgliedern von Green Building Schweiz zählen Architekten, Ingenieure, Planer, Baustoffproduzenten, Finanzdienstleister, Hochschulen, institutionelle Immobiliengesellschaften sowie Energieversorgungsunternehmen und Branchenverbände. Die meisten sind KMU.

    CR

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